<h4>Wespe
</h4><p>Wespe, komm in meinen Mund,
<br />mach mir Sprache, innen,
<br />und außen mach mir was am
<br />Hals, zeig's dem Gaumen, zeig es

</p><p>uns. So ging das. So gingen die
<br />achtziger Jahre. Als wir jung
<br />und im Westen waren. Sprache,
<br />mach die Zunge heiß, mach

</p><p>den ganzen Rachen wund, gib mir
<br />Farbe, kriech da rein. Zeig mir
<br />Wort- und Wespenfleiß, mach's
<br />dem Deutsch am Zungengrund,</p><p>innen muß die Sprache sein. Immer
<br />auf Nesquik, immer auf Kante.
<br />Das waren die Neunziger. Waren
<br />die Nuller. Jahre. Und: so geht das
</p><p>auf dem Land. Halt die Außensprache<br />kalt, innen sei Insektendunst, mach
<br />es mir, mach mich gesund,
<br />Wespe, komm in meinen Mund.
</p><p><em>Marcel Beyer, poème écrit spécialement pour Enno Poppe, pour un projet de chant organisé par le LiteraturWERKstatt Berlin.</em><br /></p>