Im 6. Band der "Elisabethan Consort Music" erscheint unter der Nummer 57 eine außergewöhnliche Ausarbeitung des bekannten "in nomine"-Cantus firmus, - ausgeführt von einem gänzlich unbekannten Komponisten des 16.Jahrhunderts, von dem nicht einmal der Vorname überliefert ist: Picforth. Der "in nomine"-Cantus firmus zeichnet sich dadurch aus, dass er durchweg aus gleichlangen Notenwerten und zusätzlich oft repetierenden Tonhöhen besteht, also für den Komponisten eine erhebliche Herausforderung der Phantasie bedeutet. Picforth steigert das Problem nicht nur dadurch, dass er jede der vier hinzutretenden Stimmen ebenfalls immer in gleichen Werten spielen lässt, sondern er schichtet die Werte auch progressiv übereinander, das heißt (in heutige Werte übertragen):
I "Viertel" II "punktierte Viertel" III "Halbe" C.F. "Ganze" V "punktierte Halbe"
Diesem quasi vertikalen Ritartando habe ich in der Bearbeitung ein horizontales hinzugefügt, das, je nach Tempo-Situation (von äußerst schnell zu äußerst langsam), die Gesamtgestalt immer wieder neu und anders erscheinen lässt. "in nomine" ist Harry Vogt gewidmet.
Johannes Schöllhorn.