<p>Zwei Projekte haben Enno Poppe und Marcel Beyer verwirklicht, seit Joachim Sartorius und André Hebbelinck sie für die Berliner Festwochen 2004 zusammenbrachten. Weitere folgen. Komponist und Schriftsteller haben eine Allianz der gegenseitigen Herausforderung gefunden. </p><p>Für ihr Biennale-Projekt hat Enno Poppe genaue Klangvorstellungen: „Die Sänger (nur Männerstimmen) werden von einem Ensemble getragen, das a) aus 4 Schlagzeugern mit sehr reichem Instrumentarium, b) aus 4 Keyboardern besteht. Der elektronische Tonsatz wird stellenweise ein gefälschtes Orchester darstellen, oftmals elektronische Orgeln, neue Software-Instrumente werden zusätzlich entwickelt. Die Klanglichkeit wird vieles aus dem omnipräsenten Unterhaltungsmusik-Sound enthalten. Die Syntax der Musik wird aber eine ganz andere sein – schon durch die Harmonik, die konsequent aus Zweiunddreißigsteltönen besteht, was nur mit elektronischen Instrumenten spielbar ist und eine verwirrende Vielfalt ermöglicht, die zwischen ‚falsch’ und ‚überwältigend’ alle Zwischenstufen kennt. In Arbeit ist ein Instrument, das auch eine differenzierte Artikulation erlaubt. Das Umschalten zwischen Orgelfarben und Stimmungssystemen kann die Musik äußerst schnell und bunt machen.“ Marcel Beyer schaltet sich in diesen Prozess so ein, wie er es bei den anderen Projekten tat: „Enno Poppe schildert mir seine Vorstellungen vom akustischen Ereignis, die sich natürlich im Verlauf der Arbeit verändern.“ Wünsche an den Text erfüllt und konterkariert er zugleich, schafft so der Musik einen neuen Stimulus– und Felder, aus denen sie sich für Augenblicke zurückzieht, denn „bestimmte Worte haben eine solch eigene musikalische Qualität, dass der Komponist ihr nichts hinzufügen kann“. So wird mit und in der Auseinandersetzung mit der Partitur auch das Libretto entstehen. „Die Dramaturgie des Abends wird ganz aus der Musik geboren. Es wird aber auch einen guten, einfachen Opernstoff geben.“ (Enno Poppe) </p><p>Enno Poppe, 1969 in Hemer/Sauerland geboren, studierte an der Hochschule der Künste Berlin Dirigieren und Komposition u.a. bei Friedrich Goldmann und Gösta Neuwirth, an der Technischen Universität Berlin und am ZKM Karlsruhe Klangsynthese und algorithmische Komposition. Er erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u. a. das Berliner Senatsstipendium für Komposition (1992, 1995, 1998), einen Studienaufenthalt an der Cité Internationale des Arts in Paris (1996), den Boris-Blacher-Preis (1998), den Kompositionspreis der Stadt Stuttgart (2000), das Stipendium der Akademie Schloss Solitude (2002/03), den Busoni-Preis (2002), den Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung (2004), den Schneider-Schott-Preis (2005). Seit 1998 leitet er das ensemble mosaik, mit dem er bereits 1998 einen Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung erhielt.</p><p>Von 2002 bis 2004 lehrte Poppe an der HfM „Hanns Eisler“ Berlin. Er komponierte unter anderem für das Ensemble Modern, das Klangforum Wien, den WDR (Wittener Tage für neue Musik) und den SWR (Donaueschingen). Mit Marcel Beyer realisierte er Interzone und das Gesangsstück Wespe. Am 20. April 2005 gestaltete er das Konzert der Klangspuren plus der Münchener Biennale.<br /></p>