Nach Interzone, einem groß dimensionierten Werk für Musiktheater, folgt mit Trauben ein kurzes und überschaubares Stück. Der thematische Kern des Werks ist denkbar einfach: ein kurz hingetupfter Klavierakkord, danach ein kleines Geigen-Glissando – rhythmische Information im Klavier, melodische bei den Streichern. Insistieren, entfalten, zurückkehren, weitergehen: Das Motiv gerät auf Abwege, läuft in Melodien hinein, in Lärm, in Virtuoses. Das Stück kommt nicht zur Ruhe. Es gibt keinen Puls, sondern verschiedene Pulse, die sich unregelmäßig abwechseln. Als würde ständig der Zoom springen, wird immer das gleiche musikalische Objekt angeschaut, aber aus unterschiedlicher Entfernung. Das macht schwindlig. Zunächst sollte das Stück "Kerne" heißen, was aber zu dürr klingt, wie ein Rest. Trauben sind saftig. Zu Tontrauben verdichtet, verlieren sie den Geschmack.
Enno Poppe.