Die Variationen des ersten Satzes sind über ein in der Tiefe liegendes Ton- und Zeitgewebe miteinander verknüpft. Dieses Gewebe ist nicht statisch, sondern dynamisch und lässt sich in seiner Ausdehnung und Form flexibel an die jeweilige musikalische Situation anpassen. Die Funktion, die es im Verhältnis zur konkreten klanglichen Erscheinung der Variationen hat, ist dabei nicht einfach die eines Fundamentes. Eher trägt der Vergleich mit einem Pilz, dessen Gewebe sich unteriridisch mit dem Gewebe einer Baumwurzel verbindet. Der ganze Körper ist nach dieser Verbindung weder Baumwurzel noch Pilz allein, sondern er verwandelt sich in etwas Neues, Drittes.
Der zweite Satz Empfindungen von Leichtigkeit und Schwere knüpft unmittelbar an das Vorangegangene an, da in ihm im wesentlichen Momente verarbeitet werden, die zuvor im ersten Satz entstanden sind. Waren diese Momente dort jedoch nur Erscheinungen im Durchgang, einmalige Augenblicke von kurzer Dauer, so werden sie jetzt – im zweiten Satz - selbstständig und gewinnen durch Wiederholung, Verarbeitung, Variation etc. an Bedeutung (sie werden substanziell). Ist der erste Satz vom Charakter her eher abstrakt und transitorisch, so ist der zweite von der Prägnanz und Gegensätzlichkeit der individuellen Momente bestimmt. Und nicht zuletzt geht es in ihm auch um die Spannung zwischen zielgerichtetem Prozess und autonomen Augenblick.
Verbunden werden die beiden Sätze durch eine kurze Zwischenmusik: Ein fast ambitionsloses Innehalten, in dem sich eine Art Zeitlupenmodulation vollzieht, die die Sätze ineinander überleitet.
Arnulf Herrmann.