Am Anfang steht ein Lied mit klarer, dreiteiliger Form.
Und die Bildung von Teilen ist ein Element, das im ganzen Stück – wie eine Außenhaut – erhalten bleibt.
Unter dieser Hautoberfläche aber herrscht Bewegung: Schon der erste Teil verformt sich bei seiner Wiederholung deutlich wahrnehmbar.
In der Folge unterliegt die kleingliedrige Struktur, die im Inneren der Teile von vornherein angelegt ist, einem enormen Wucherungsprozess: einer Teilung nach innen und einem Wachstum nach außen.
Das Bild einer Tablette, die, in Flüssigkeit geworfen, ihr Volumen sofort vervielfacht und schließlich mit Druck über die Ränder schäumt – gleichzeitig aber zerfällt.
Das potentiell Statische der klar umrissenen Teile wird durch den fortwährenden Verformungsprozess unterlaufen. Und die Variation und Vervielfältigung der Elemente rüttelt an der Balance, zu der die Form tendiert. Das führt zu einer Art Anrennen gegen die Form, einem Widerstreit von Dynamisierung und Balance, der schließlich in eine fast manische Periodizität mündet.
Der Gesang des Soloinstrumentes wiederum (um zumindest noch einen anderen wichtigen Aspekt von Lied in diesem Stück zu nennen) wächst allmählich in das Ensemble, wird aufgesogen, bis die Trennung des Soloinstrumentes vom Ensemble nur noch eine räumliche ist. Von Verschmelzung bis Nebeneinanderherlaufen ist dann alles möglich. Als Beispiel sei hier auf die Solokadenz – oder das, was von ihr übrig ist – verwiesen.
Arnulf Herrmann.