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Operspective Hölderlin

Die Titanen
Les Titans
Nicht ist es aber
Die Zeit. Noch sind sie
Unangebunden. Göttliches trift untheilnehmende nicht.
Dann mögen sie rechnen
Mit Delphi. Indessen, gieb in Feierstunden
Und daß ich ruhen möge, der Todten
Zu denken. Viele sind gestorben
Feldherrn in alter Zeit
Und schöne Frauen und Dichter
Und in neuer
Der Männer viel
Ich aber bin allein.
Mais il n’est pas
Temps. Ils n’ont pas non plus
Toute licence. Le divin ne touche pas qui ne s’engage.
Alors ils peuvent bien compter
Avec Delphes. Entre temps donne aux célébrations
Et pour mon repos, la pensée
Des morts. Beaucoup ont péri
Capitaines de l’ancien temps
Et belles dames et poètes
Et du nouveau
Bien des hommes
Mais moi, je suis seul.
   
Fürchtet den Dichter nicht...
N’ayez pas peur du poète...
Fürchtet den Dichter nicht, wenn er edel
zürnet, sein Buchstab
Tödtet, aber es macht Geister lebendig der
Geist.
N’ayez pas peur du poète en sa noble colère,
sa lettre
Frappe à mort, mais l’esprit rend les esprits
vivants.
   
Der Frühling
Le printemps
Der Mensch vergißt die Sorgen aus dem Geiste,
Der Frühling aber blüh’t, und prächtig ist das Meiste,
Das grüne Feld ist herrlich ausgebreitet
Da glänzend schön der Bach hinuntergleitet.
Die Berge stehn bedeket mit den bäumen,
Und herrlich ist die Luft in offnen Räumen,
Das weite Thal ist in der Welt gedehnet
Und Thurm und Haus an Hügeln angelehnet.
L’homme oublie les soucis nés de l’esprit,
Mais fleurit le printemps, la splendeur est totale,
Le vert des champs sa gloire épanouit
Où le ruisseau d’un bel éclat dévale.
Les monts dressés des arbres sont couverts,
L’air est superbe où l’espace est ouvert,
L’ample vallée s’étale par le monde,
Tour et maison sur les coteaux se fondent.
   
Der Zeitgeist
Le Génie du Temps
Die Menschen finden sich in dieser Welt zum Leben,
Wie Jahre sind, wie Zeiten höher Streben,
So wie der Wechsel ist, ist übrig vieles Wahre,
Daß Dauer kommt in die verschied’nen Jahre;
Vollkommenheit vereint sich so in diesem Leben,
Daß diesem sich bequemt der Menschen edles Streben.
Les hommes pour la vie se trouvent en ce monde,
Tels sont les ans, tels les temps plus haut tendent,
Tel qu’est le changement, il reste donc bien vrai
Que durée vient au divers des années ;
La perfection à cette vie s’unit si bien,
Qu’aisé s’y fait le noble effort humain.
                                                    Mit Unterthänigkeit
24. Mai 1748.                                           Scardanelli.
                                           En humble serviteur
24 mai 1748                    
                  Scardanelli.
   
Die Aussicht
La vue
Wenn in die Ferne geht der Menschen wohnend Leben,
Wo in die Ferne sich erglänzt die Zeit der Reben,
Ist auch dabei des Sommers leer Gefilde,
Der Wald erscheint mit seinem dunklen Bilde;
Daß die Natur ergänzt das Bild der Zeiten,
Daß die verweilt, sie schnell vorübergleiten,
Ist aus Volkommenheit, des Himmels Höhe glänzet
Dem Menschen dann, wie Bäume Blüth’ umkränzet.
Quand au loin des humains va la vie sédentaire,
Au loin, où la saison de la vigne s’éclaire,
Est aussi là d’été le vide paysage,
La forêt s’offre avec sa sombre image.
Que Nature accomplit l’image des saisons,
Qu’elle demeure où vite elles s’en vont,
Tient à perfection, puis du Ciel la hauteur
À l’homme luit, comme aux arbres la fleur.

Mit Unterthänigkeit
24 Mai 1748.                                            Scardanelli.

En humble serviteur
24 mai 1748.                                          Scardanelli.
   
Der Winter
L’hiver
Wenn sich das Jahr geändert, und der Schimmer
Der prächtigen Natur vorüber, blühet immer
Der Glanz der Jahreszeit, und schneller eilen
Die Tage dann vorbei, die langsam auch verweilen.
Der Geist des Lebens ist verschieden in den Zeiten,
Der lebenden Natur verschiedne Tage breiten
Das Glänzen aus, und immerneues Wesen
Erscheint den Menschen recht, vorzüglich und erlesen.
Lorsque l’an a changé, que la splendeur
De la grande nature a passé, plus n’éclate
La fleur de la saison, et plus se hâtent
De fuir les jours, qui aussi traînent en longueur.
L’esprit de la vie change au rythme des saisons,
La nature qui vit fait différent paraître
L’éclat des jours et toujours un nouvel être
Se montre aux hommes droit, insigne, et d’élection.

    Mit Unterthänigkeit
24 Januar 1676                                        Scardanelli.

En humble serviteur
24 janvier 1676                                      Scardanelli.
   
Sybille
Sibylle
Der Sturm
        Aber sie schmähn
        Schütteln gewaltig den Baum doch
auch die thörigen Kinder
                       werfen mit Steinen
                          Aber
   Die Äste beugt.
          Und der Rabe singt
So wandert das Wetter Gottes über

                 Aber du       heilger Gesang.

      Und suchst armer Schiffer den gewohnten
                 Zu den Sternen siehe.

La tempête
       Mais ils insultent
       Secouent violemment l’arbre aussi
  pourtant les enfants fous
                         font tomber à coups de pierres
                             mais
  Plie les branches.
         Et le corbeau chante
Tel passe l’orage de Dieu au-dessus

                 Mais tu                chant sacré.

         Et cherches pauvre marin le familier
                Regarde vers les étoiles.

  Friedrich Hölderlin