Arnulf Herrmann (1968)

Panorama (2003)

pour ensemble, électronique live, acteur et vidéo interactive

œuvre électronique

  • Informations générales
    • Date de composition : 2003
    • Durée : 16 mn
    • Éditeur : Inédit
    • Commande : SWR pour le festival de Donaueschingen 2003
    • Livret (détail, auteur) :

      d’après Frühling de Thomas Lehr

Effectif détaillé
  • 1 acteur, 3 clarinettes, 1 violoncelle, 1 percussionniste

Information sur la création

  • Date : 18 octobre 2003
    Lieu :

    Allemagne, Donaueschingen, festival


    Interprètes :

    Mathias Max Herrmann : acteur, Ensemble Mosaik, Christl Wein : metteur en scène, Christian Ziegler : vidéo, Wolfgang Heiniger : design sonore et Josh Martin : Max/MSP, sous la direction de Robert HP Platz.

Information sur l'électronique
Dispositif électronique : temps réel, sons fixés sur support, dispositif multimédia (vidéo, lumière)

Note de programme

Nach Motiven der Novelle Frühling von Thomas Lehr1 (2003)

Keine Geschichte erzählen, sondern einen Extremzustand beschreiben

Panorama handelt von den letzten 11 Sekunden im Leben eines Menschen. Dieser Mensch - das klärt sich allmählich - ist nicht das Opfer eines Unfalls, sondern er hat sich gerade selbst getötet. Die 11 Sekunden sind genau der Zeitrahmen, der ihm noch bleibt, die Vorgeschichte dieser Selbsttötung für sich noch einmal zu rekonstruieren und aufzuarbeiten.

Was mich an der Novelle Frühling von Thomas Lehr von Anbeginn an fasziniert hat, war der Umgang mit Zeit:

  • Zum einen gibt es die streng gemessene - absolute - Zeit, die 11 Sekunden (in der Vorlage: 39), in denen die Handlung spielt.
  • Zweitens gibt es die seitens des Protagonisten wahrgenommene Zeit: Durch die ungeheure Erlebnis- und Wahrnehmungsdichte dieser wenigen Augenblicke erscheinen sie für ihn ohne jedes Maß gedehnt.
  • Drittens gibt es eine historische Tiefenstaffelung der Ereignisse aus der Biographie des Erzählers: Zeitlich am nächsten ist die unmittelbar vorher geschehene Erschießung. Anfangs erkennt der Protagonist sie nur als vage geometrische Szenerie. Erst allmählich gewinnen die beschriebenen Objekte für ihn wieder ihre ursprüngliche Bedeutung.

Auf dem Weg der Rekonstruktion dieser Naherinnerung wird auch die Vorgeschichte der Selbsttötung rekonstruiert. Sie setzt sich zusammen aus weit in der Biographie verstreuten Ereignissen, den neuralgischen Punkten und Motiven seines Lebens. Erklärungen für die Selbsttötung, die am Ende dieses Lebens steht, werden hier angedeutet.

Die Leinwand, die ganze Bühne funktioniert hierbei wie ein Blick in das Innere des Kopfes des Protagonisten. Wir sind Betrachter einer Innenwelt, haben Teil am Zusammensetzen des Puzzles, der allmählichen Klärung der Gedanken, den verschiedenen Stadien der Annäherung an völlig verschachtelte, zeitlich ungeordnete Ereignisse und Visionen.

Thematisiert wurde außerdem die Arbeitsform im Rahmen dieses Projektes. Ausdrückliches Ziel von mir war eine Zusammenarbeit mit Video, Bühnenbild und Licht schon in einem frühen Stadium, um die Möglichkeit zu schaffen, dass die verschiedenen Medien bereits im Entstehungsprozess aufeinander reagieren können. Fast alles geschieht nun in Echtzeit, im Augenblick der Aufführung. Vorproduziertes Material (in Ton und Bild) kommt nur sehr wenig zum Einsatz.

Anm.:
Die Textfassung von Panorama habe ich selbst erstellt. Sie ist auf der Webseite weiter unten als Panorama_Text zu finden.

1 Thomas Lehr: Frühling. Novelle; © Aufbau-Verlag GmbH, Berlin 2001.

Arnulf Herrmann.